„Wo ist da Gott? So viele Menschen wurden durch das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg verletzt, traumatisiert, ja sogar getötet.“, fassungslos ringt der junge Mann um Worte.
Trotz all der funkelnden Vorgärten, Weihnachtsbuden und Christbäume erleiden Menschen unfassbaren Kummer, der uns sprachlos macht. Das heile Leben scheint zerrissen in ein Davor und Danach. Wie mit diesem Kummer leben? Wie wieder einen Weg ins Leben finden?
Der Prophet Jesaja beschreibt es so: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Land, scheint es hell.“ Im Finstern wandeln wir, wenn Trauer uns den Boden unter den Füßen wegzieht.
Wir wandern in unserem Land im Finstern, wenn wir in unserem Gegenüber nicht den Bruder oder die Schwester erkennen. Der Andere ist - wie ich - ein Ebenbild Gottes, und will geachtet werden. Finster ist’s um uns, wenn unsere Sprache verroht, das Unsagbare salonfähig wird, und Unfrieden gestiftet wird. Im Finstern wandeln wir leider auch, wenn wir stumm bleiben, wenn andere gekränkt, beleidigt oder über einen Kamm geschoren werden.
Inmitten all dem Finsteren erlebe ich ein großes Licht bei den Menschen, die sich auch in der Weihnachtszeit für andere engagieren: Die Einen laden Gäste ein, die ansonsten allein feiern würden, die Anderen übernehmen die Schicht an Weihnachten, damit die Kolleginnen und Kollegen mit ihren Familien feiern können. Wieder Andere opfern ihre Freizeit und gestalten schöne Gottesdienste, damit es Weihnachten werden kann.
„Wo ist da Gott?“ Der evangelische Theologe Jochen Klepper beschreibt es so: „Gott will im Dunkel wohnen, und hat es doch erhellt.“ Gott ist bei den Menschen in Magdeburg, die unfassbare Gewalt erlebt haben. Gott ist bei den Menschen, die versuchen den Traumatisierten zu helfen und die richtigen Worte zu finden. Gott erhellt aber auch unser Leben mit dem Liebsten, das er hatte, seinem Sohn. Die Weihnachtsgeschichte erzählt, Gott schickt Ihnen und mir seine Engel. Sie zeigen uns - inmitten unserer Welt - unseren Weg zum Frieden.
Ihre Dekanin Murner